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Endstation Straßenstrich – Was sind Loverboys?

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Sexuelle Gewalt - (C) Geralt Altmann CC0 via Pixabay.de

Die ARD hatte einen dramatischen Themenabend zu einem Thema, das in jedem Fall Eltern von Mädchen beschäftigen sollte: Das harmlos klingende Wort „Loverboy“. Mich als Vater eines Mädchens hatte das Ganze sehr mitgenommen, weshalb ich darüber einfach mal schreiben möchte. Der Themenkomplex ist nicht unbedingt neu. Aber mit dem Film „Ich gehöre ihm“ wurde das Alles wieder in den Mittelpunkt gerückt.

Prinzessin

Er umschmeichelt sie, legt ihr die Welt zu Füßen, umgarnt sie mit allem möglichen, beschenkt sie. Das 15-jährige unscheinbare Mädchen Caro wird vom sensationellen Traumtypen Cem in den Bann gezogen, und sie verliebt sich unsterblich in ihn. Mit der Zeit kommt es auch zum Sex, das erste Mal für sie. Und direkt danach kommt es zu dem, was man wohl „Zureiten“ nennt, indem Caro von seinen „Freunden“ vergewaltigt wird. Der Film „Ich gehöre ihm“ schildert dann den Weg von Caro in die Prostitution, der durch eine immense emotionale Abhängigkeit zu Cem geebnet wird.

Er nennt sie seine „Prinzessin“ und verkauft sie und ihren Körper. Ist sie ihm nicht zu Willen, schlägt er sie oder lässt seine „Freunde“ sie vergewaltigen. Die Eltern verlieren den Kontakt zu ihr, sie läuft allerdings dann weg, aber geht wieder zu Cem zurück und landet gar auf dem Straßenstrich. Das Alles in einer geladenen Atmosphäre, die der Film transportiert, die sehr realistisch ist. „Ich gehöre ihm“ ist eine sehr authentische Schilderung dessen, was Loverboys so machen. Ohne Tamtam, ohne spektakuläre Effekte, sehr beklemmend.

Der Film „Ich gehöre ihm“ ist in der Mediathek der ARD zu sehen. Da es wirklich jedes Mädchen treffen kann, sollten sich alle Eltern von Mädchen – meist Teenager – den Film anschauen. Zum Film gehört die Dokumentation „Verliebt, verführt, verkauft“, die ebenfalls in der Mediathek zu sehen ist.

Der Loverboy

Loverboys kommen als die hübschen Traumtypen um die Ecke, die meistens selbst noch Teenager sind. Sie erzählen den Mädchen meistens etwas von der großen Liebe, machen großartige Geschenke und kapseln nach und nach ihr Opfer vom Freundeskreis und der Familie ab. Die Mädchen können dabei gern schon mal 11 Jahre alt sein. Diese Jungs sind meistens strategisch unterwegs und gehen nicht direkt zum Ziel. Sie machen die Mädchen emotional von sich abhängig und kommen dann mit einer Schulden-Geschichte.

Loverboys schaffen es, dass die Mädchen dann mit ihnen Sex haben und dann vergewaltigt werden. Sie verkaufen die Körper der Mädchen, achten aber dabei darauf, dass die Schule und die Hausaufgaben nicht vernachlässigt werden. Schauen Sie sich einfach mal den Film und die Dokumentation an. Das ist schon erschütternd. Und ich empfehle Ihnen, sich über den Verein „NO Loverboys e.V.“ zu informieren, der von der ehemaligen Kriminalhauptkommissarin Bärbel Kannemann gegründet wurde und geleitet wird.

Darüber hinaus ist das Phänomen Loverboy an vielen Stellen erklärt. So erklärt auch das „Netzwerk gegen den Menschenhandel“ die Loverboy-Masche. Wichtig zu wissen ist: Jedes Mädchen ab 11 Jahren kann Opfer eines Loverboys werden. Achten Sie unbedingt darauf, ob sich ihr Kind verändert. Nehmen Sie Hilfe an, bevor es zu spät ist.

Prävention?

Ich habe oben erzählt, dass ich selbst Vater einer Tochter bin. In dem Zusammenhang frage ich mich natürlich auch, ob man sein Kind gegen Loverboys präventiv schützen kann. Ich weiß nicht, ob es reicht, den Kindern die Augen zu öffnen, dass sie selbständig Gefahren erkennen und ihnen aus dem Weg gehen. Denn ein Loverboy stellt sich ja erst gar nicht als Gefahr heraus. Aber ich denke, dass man immer ein offenes, vertrauensvolles und faires Verhältnis zu seinen Kindern haben sollte, sodass sie immer mit Fragen zu den Eltern kommen wollen.

Ob das eine echte Prävention gegen diese miesen Zuhälter ist, weiß ich nicht. Man hofft es aber. Ich glaube, für Eltern ist es unsagbar schlimm, wenn sie erfahren, was mit ihrem Kind passiert ist. Mal abgesehen von den Mädchen selbst. Und deshalb muss man versuchen, die Gefahren beizeiten zu erkennen. Hilfsangebote stehen zur Verfügung, und die sollten auch genutzt werden.

Der Artikel "Endstation Straßenstrich – Was sind Loverboys?" erschien zuerst bei Henning Uhle.


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