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RB Leipzig bei Bayer Leverkusen: Die Party geht weiter

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RB Leipzig - Symbolbild

Für die Rasenballsportler rund um Coach Hasenhüttl geht die Party bis zur ersten Saisonniederlage erstmal noch ein Stück weiter. Auch nach Leverkusen. Gestern kam es zu einem packenden Duell am Rhein, das lange Zeit auf Kippe stand. Und es sah auch so aus, das ob RB Leipzig diesmal eine Niederlage einfahren würde. Am Ende kam es dann doch ein wenig anders. Und darüber reden wir mal in diesem Artikel.

Nachdem Fans der Bayer 04 Leverkusen GmbH, einer 100% Tochter der Bayer AG, gegen den Kommerz der Spielbetriebs-GmbH des Rasenballsport Leipzig e.V. protestierten und Farbbeutel auf den Mannschaftsbus warfen, konzentrierte man sich im Bergischen Land dann auch mal aufs Fußballspielen. Nach dieser ziemlich albernen Aktion der dortigen Fans konnte man sich auf ein Duell konzentrieren.

Die Leipziger traten an mit Gulacsi im Tor, Ilsanker, Orban, Compper und Halstenberg in der Abwehr, Demme und Keita im defensiven Mittelfeld, Sabitzer und Forsberg im offensiven Mittelfeld sowie Werner und Poulsen im Sturm. Das Spiel war kaum angepfiffen, da stand es bereits 1:0 für Leverkusen, das der ehemalige Red Bull Salzburg Spieler Kevin Kampl erzielte. Quasi im Gegenzug erzielte der gebürtige Salzburger Baumgartlinger per Eigentor den Ausgleich. Es sah aus, als ob es hier zum Schlagabtausch käme. Vorbereitet wurde das Eigentor durch einen Eckball, den Sabitzer dann vor Baumgartlinger verdeckte.

Danach spielte sich viel im Mittelfeld ab, und weder Bernd Leno noch Peter Gulacsi bekamen Arbeit. Da Bayer-Trainer Roger Schmidt bei Red Bull Salzburg mit Ralf Rangnick gearbeitet hatte, war das Spiel beider Mannschaften nicht so sehr unähnlich. Und beide Teams haben eine gewaltige Abteilung Attacke, was zu einer enormen Fehlpass-Quote führte. Erst kurz vor der Halbzeit war dann wieder halbwegs ein geordnetes Spiel drin. Allerdings fand ein Pass von Calhanoglu Julian Brandt, der zum 2:1 verwandelte.

RB Leipzig lag zur Halbzeit zurück. In der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte Hasenhüttl, dass die Mannschaft aufgerichtet werden musste. Nachdem nach 30 Minuten bereits Marvin Compper verletzt durch Benno Schmitz ersetzt werden musste, der aber für den Rückstand nichts konnte, bemühte man sich auf Leipziger Seite um Spielkontrolle. Allerdings gelang dies nicht wirklich. Im Gegenteil: Stefan Ilsanker und Julian Brandt gerieten im Strafraum aneinander, der Leverkusener fiel und es hieß Strafstoß. Hier glänzte allerdings Peter Gulacsi und parierte die Nummer von Hakan Calhanoglu.

Das gestaltete sich für die Leipziger irgendwie zum Weckruf. 10 Minuten nach dem Elfmeter kam Oliver Burke für Yussuf Poulsen. Und dann passte Keita kurz auf Emil Forsberg, der das ganze Spielfeld unbehelligt überqueren konnte und hart abzog. Die gesamte Leverkusener Abwehr inklusive Torhüter Leno sahen nicht gut dabei aus, und das führt dann zum 2:2. Die Pillentruppe wollte dann mit Wut im Bauch, Volland, Chicharito und Havertz das Spiel gegen die Dosentruppe doch noch drehen, aber es kam anders.

Werner vergab kläglich, aber die Hasenhüttl-Mannschaft zeigt – mal wieder – den gnadenlosen Willen. Kevin Kampl schenkte Emil Forsberg den Ball, der ihn sehenswert direkt vor den Leno-Kasten flankte. Und dort stand Willi Orban, der den Ball 10 Minuten vor Schluss noch zum 2:3 unterbrachte. Leverkusen rannte dann an, um noch zum 3:3 zu kommen, aber dazu kam es dann nicht mehr. Mit Kapitän Kaiser, der kurz vor Abpfiff noch für den wieder einmal überragend spielenden Emil Forsberg kam, feierte dann die Mannschaft ihren sechsten Sieg in Serie. Und damit bleiben sie auch im elften Spiel in Folge ungeschlagen.

Wichtig zu wissen ist, dass sich RB Leipzig während des gesamten Spiels nie aufgab. Und das gegen einen erwartet schweren Gegner. Das Spiel der Werkself gegen die Dosentruppe war zeitweise ziemlich spektakulär. Dies lag an beiden Spielsystemen, bei denen sowohl Schmidt als auch Hasenhüttl auf Halligalli und Attacke setzen. Allerdings forderte das Spiel auch seinen Tribut, als sich die  Abwehr weiter dezimierte, nachdem nach Klostermann und Bernardo nun Marvin Compper verletzt raus musste. Er knickte um. Und so war es eine gute Idee, dass Hasenhüttl Nachwuchs-Abwehrmann Dominik Franke mit nach Leverkusen nahm.

Die Farbbeutel-Aktion vor dem Spiel, als mehrere Beutel voller Farbe den Mannschaftsbus trafen, dürfte noch ein Nachspiel haben. Auch die Bayer-Verantwortlichen fanden die Aktion nicht lustig. Ebenso wenig lustig durfte man eine Aspirin-statt-Taurin-Aktion irgendwelcher verbohrter Bayer-Fans nach dem Spiel finden, die durchaus ernst gemeint war und auf Krawall ausgelegt war. So wirkt das Leverkusener Fanumfeld verbohrter als andere Fangruppen. Vor allem Leverkusen, die im Glashaus sitzen und nicht mit Steinen werfen sollten.

Aber das ist nur eine rein subjektive Meinung. Bayer Leverkusen wurde von einer Firma gegründet, RB Leipzig auch. Der Unterschied liegt darin, dass die eine Firma das 1904 tat, die andere 2009. Aber so unterschiedlich sind sie gar nicht. Irgendwann wird man auch am Rhein feststellen, dass das einfach mal so zu sehen ist.

1500 mitgereiste Leipziger Fans sahen jedenfalls ein Spiel, das über den Willen entschieden wurde. Und es wäre jederzeit möglich gewesen, die Abwehr-Probleme durch Experimente mit Dominik Franke zu lösen. Aber das wurde nicht nötig. Vor allem auch, weil Neuzugang Benno Schmitz als Compper-Vertreter zeigen konnte, wieso ihn Ralf Rangnick unbedingt nach Leipzig holen wollte.

Überragender Spieler auf Leipziger Seite war mal wieder Emil Forsberg. Er hat gezeigt, wieso er schwedischer Nationalspieler ist. Angriff, Spielwitz, Schnelligkeit zeichnen den Offensiv-Star aus. Und Peter Gulacsi zeigte, wieso er die Nummer 1 im Tor ist, weil der Torhüter seine Qualitäten vor allem auf der Linie zeigt. Und das war vor allem beim Calhanoglu-Elfer notwendig.

Um diese Mannschaft muss niemandem bange werden. Sie kann gegen jeden Gegner bestehen. Das hat sie in den nun abgelaufenen elf Spielen eindrucksvoll gezeigt. Und selbst gesundheitliche, teils derbe Rückschläge bringen keinen Knick in das Mannschaftsgefüge. Natürlich hat das etwas mit Geld zu tun. Aber auch mit Willen, sportlichem Einsatz und Engagement. Man muss RB Leipzig nach wie vor nicht gut finden. Man darf aber anerkennen, dass sie verdient da stehen, wo sie stehen: Zumindest bis heute Nachmittag auf Platz 1.


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