Die Anteile der Fußball-Gesellschaften beider Vereine gehören zu 99% Investoren, und heute Abend findet die Augsburger Puppenkiste in Leipzig statt. Es gab auch hier im Vorfeld ein paar Nickligkeiten, wie sie eigentlich immer vor Spielen gegen die bösen „roten Bullen“ stattfinden. Und ich halte das Alles nach wie vor für ausgemachte Folklore. Deshalb schaue ich einmal kurz in die Runde, lache fleißig und schreibe mal ein paar Gedanken auf.
Beide Vereine unterscheiden sich im Alter um 102 Jahre. Der FC Augsburg ist ein alter Fußballclub. Aber eigentlich ist das nicht so ganz richtig. Denn eigentlich war das 1907 der FC Allemania Augsburg, der da gegründet wurde. Der fusionierte mit seiner Lizenzspieler-Abteilung als BC Augsburg 1969 mit der Lizenzspieler-Abteilung des TSV Schwaben Augsburg. Erst ab diesem Zeitpunkt heißt der Club FC Augsburg. Im Jahr 2000 stieg Textil-Unternehmer Walther Seinsch mit Takko Fashion als Großinvestor ein. Und 2014 gab er sein Amt an Klaus Hofmann ab, der mit einer Investorengruppe 99% an den Profis besitzt.
Die Lizenzspieler-Abteilung des FC Augsburg befindet sich also de facto im Besitz des Brandschutz-Unternehmens Minimax. Die Lizenzspieler-Abteilung von RB Leipzig befindet sich zu 99% im Besitz von Dietrich Mateschitz‘ Red Bull. So, und nun erkläre mir mal jemand anhand der Besitzverhältnisse den Unterschied zwischen beiden Clubs. Wir alle wissen ja, dass sich in der Zukunft niemand mehr dafür interessieren wird, woher RB Leipzig kam. Was die Nickligkeiten im Vorfeld sollen, sind mir diese allerdings völlig unklar. Es ist am Ende ein Punktspiel in einer der besten Fußball-Ligen der Welt, das nicht bestritten werden könnte, wenn nicht jemand investiert hätte.
Wie dem auch sei. Es wird interessant heute Abend in Leipzig. Denn eben jener Klaus Hofmann hatte vor knapp 2 Jahren, als der FC Augsburg um Europa kämpfte und RB Leipzig in der 2. Bundesliga spielte, erzählt, dass er sich über jede Niederlage der Leipziger freuen würde. Und der Star Martin Hinteregger, der im Sommer von Red Bull Salzburg kam und ein Angebot aus Leipzig damit ausschlug, will lieber mit Augsburg absteigen, als mit Leipzig Meister werden. Außerdem kamen die Fans auf die Idee, einen Boykott des Spiels anzuzetteln, reisen aber mit mehr Fans an als in den Auswärtsspielen zuvor zusammen.
Das ist schon eine ziemlich seltsame Geschichte, die da der FC Augsburg erzählt. Ich meine, der schwäbische Club ist ohne Investoren überhaupt nicht lebensfähig, spielt sich aber auf, als hätte dieser die Tradition erfunden. Der FC Augsburg entstand aus Teilen des TSV Schwaben Augsburg, den es immernoch gibt. RB Leipzig entstand aus Teilen des SSV Markranstädt, den es auch immernoch gibt. Bis auf das Alter der beiden Clubs erkenne ich nicht wirklich große Unterschiede. Aber dazu kann ich wahrscheinlich auch zu wenig mit dieser Folklore anfangen, die da vor Spielen gegen RB Leipzig angezettelt wird.
Jedenfalls steigt heute Abend in der Red Bull Arena ein Bundesliga-Spiel von RB Leipzig, bei dem der Aufsteiger erstmals in der Favoritenrolle steckt. Der FC Augsburg ist dabei wesentlich unattraktiver als die bisherigen Gäste in Leipzig. Denn erstmals seit dem Aufstieg wird das Stadion nicht ausverkauft sein. Das liegt aber an den Schwaben selbst. Denn wo Borussia Dortmund trotz Boykott rund 4000 Fans mitbrachte, bringen die Augsburger trotz Boykott nur ein paar hundert Fans mit. Und die Gäste sind nicht so attraktiv, als dass jede Heimfan-Karte ausverkauft ist. Das sollte dem FC Augsburg auch zu denken geben.
Immerhin profitiert auch der 1. FC Lok von RB Leipzig. Denn die Gegner der Primus wollen alle im Bruno-Plache-Stadion ihre Vorbereitung machen. So war es, als Borussia Mönchengladbach hierher kam, und so ist es auch mit dem FC Augsburg. Der blaugelbe Club aus der südöstlichen Vorstadt nimmt dadurch 150 Euro Platzmiete ein. Das ist doch was, oder? Und so kommt das älteste Team zum jüngsten Team der Bundesliga. Man darf sich also darauf freuen, was heute Abend abgeht.