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Channel: AFP – Henning Uhle
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Die Gentrifizierung der Blogosphäre

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Etwas schreiben - (C) annazuc CC0 via Pixabay.de

Ich habe einen wundervollen Artikel darüber gelesen, dass die Blogosphäre tot ist, also Klein-Bloggersdorf. Ich eher denke, das wurde gentrifiziert. Die Welt der Blogger ist nicht mehr die, die sie mal war. Ich weiß, ich habe über dieses Thema – also die Entwicklung von Blogs – schon öfter mal erzählt. Aber ich will einfach mal auf den Abgesang an Klein-Bloggersdorf eingehen. Ich denke nämlich, dass das wichtig ist.

Nein, die Welt der Blogs – die so genannte Blogosphäre – hat sich gewaltig verändert. Und ich habe auch mal über die Zukunft von Blogs geschrieben. In der weiteren Folge schrieb ich vor kurzem noch einmal über die Entwicklung. Ich halte die zunehmende Kommerzialisierung für nicht gut. Es geht immer mehr darum, professionell zu werden. Naja, ich habe es ja schon öfter mal geschrieben, dass das nicht so die beste Idee ist. Aber ich werde es niemandem absprechen.

Aber wenn wir das so ummünzen in ein kleines Kuhkaff, dann landen wir bei Klein-Kleckersdorf Klein-Bloggersdorf. Um das Nest herum wurden von der Großstadt aus Einkaufszentren, Gewerbegebiete, klimatisierte Büro-Hochhäuser und Satelliten-Vororte gebaut. Man eiert eben nicht mehr durch die Idylle von vor ein paar Jahren. Damals gab es noch die kleinen, feinen Geschichten, alle in einer besonderen Art geschrieben. So wie es eben auch alten, kleinen Häuschen mit historisch gewachsenen Vorgärten in einem kleinen Nest gibt.

Die Einkaufszentren in der Welt der Blogger sind die Blogs, die für Suchmaschinen getrimmt mehr und mehr eine einzige Werbetafel für irgendwelche Angebote sind. Die Gewerbegebiete sind die kommerziellen Hochglanz-Blogs. In klimatisierten Büro-Hochhäusern wohnen die professionellen Blogger. Und die Satelliten-Vororte sind bevölkert mit kleinen Blogs, die genau das machen wollen, was die in den Einkaufszentren, Gewerbegebieten und Büro-Hochhäusern eh schon tun. Und in dem kleinen Nest hocken dann immernoch die ganz anderen Blogger und gießen ihre Blumen.

Dieses ganze Wettrüsten unter den Bloggern kann nicht gut sein. Ich habe es oft genug angesprochen, dass es für niemanden gut ist, genau das zu machen, was ein Dutzend anderer auch schon machen. Und deshalb finde ich es gut, dass es doch noch Klein-Bloggersdorf gibt. Ich denke nicht, dass das Nest kaputt ist. Bislang hat es sich erfolgreich gegen die Gentrifizierung aus den Büro-Hochhäusern wehren können. Es ist gut, dass man dorthin fahren kann und einfach mal die unverbrauchte Luft der früheren Blogosphäre atmen kann. Das braucht die Welt, oder etwa nicht?


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