Ich bin aber auch ein Schludrian! Jetzt habe ich mal wieder eine Rechnung versäumt zu bezahlen. Und nun erhalte ich eine böse Mahnung von Online24 Pay GmbH. Geschieht mir ganz recht. Hätte ich doch nur gleich gezahlt. Dumm nur, wenn mir diese Firma so überhaupt nichts sagt. So etwas lässt mich immer aufhorchen. Und so ist es auch in diesem Fall. Schauen Sie mal, ich zeige Ihnen mal die Email.
Sehr geehrte/r Henning Uhle,
zu unserem Bedauern mussten wir gerade feststellen, dass die Erinnerung Nr. 528422170 bis heute ohne Reaktion Ihrerseits blieb. Jetzt gewähren wir Ihnen hiermit letztmalig die Chance, den ausbleibenden Betrag der Firma Online24 Pay GmbH zu begleichen.
Aufgrund des bestehenden Zahlungsverzug sind Sie gezwungen zuzüglich, die durch unsere Beauftragung entstandene Gebühren von 80,29 Euro zu tragen. Bei Rückfragen oder Reklamationen erwarten wir eine Kontaktaufnahme innerhalb von 24 Stunden. Um weitete Mahnkosten auszuschließen, bitten wir Sie den fälligen Betrag auf unser Bankkonto zu überweisen. Berücksichtigt wurden alle Zahlungen bis zum 05.07.2016.
Verbindliche Personalien:
Henning Uhle
—alte Straße—
—alte PLZ— LeipzigTel. alte Telefonnummer
Wir erwarten die Überweisung zuzüglich der Mahnkosten bis zum 11.07.2016 auf unser Bankkonto. Falls wir bis zum genannten Termin keine Überweisung einsehen, sehen wir uns gezwungen unsere Forderung an ein Gericht abzugeben. Alle damit verbundenen Kosten werden Sie tragen müssen.
Die vollständige Forderungsausstellung Nr. 528422170, der Sie alle Einzelpositionen entnehmen können, ist beigefügt.
Sollten Sie den Rechnungsbetrag bereits vorab an uns gezahlt haben, ist dieses Schreiben nur für Ihre Unterlagen bestimmt. Falls Sie Fragen haben, stehen wir Ihnen telefonisch gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Stellvertretender Sachbearbeiter Nico Müllner
Lieber Nico Müllner, ich weiß, dass Sie es nicht persönlich sind, der so einen Quatsch umher schickt. Irgendwer nennt sich halt auch so. Und dem müssen wir einfach mal auf die Spur gehen. Und also nehmen wir uns mal die Email vor. Erstmal das Offensichtliche:
- Der Absender: Stellvertretender Sachbearbeiter Online24 Pay GmbH (ebay@ebay.de)
- Die Anrede: Wäre das irgendwas deutsches, wäre keine Anrede „Sehr geehrte/r Henning Uhle“ enthalten, sondern eine geschlechtsspezifische
- Die Anschrift: Weder die Anschrift noch die Telefonnummer sind aktuell. Beides hat sich zweimal geändert.
Irgendwer versucht also, die Domain ebay.de mal wieder für irgendwelchen Dreck zu missbrauchen. Weshalb da das Autionshaus nicht gegen so etwas vorgeht, kann ich nicht sagen. Vielleicht ist es dem amerikanischen Konzern einfach nur egal. Nun müssen wir aber noch die nicht so offensichtlichen Dinge ansehen. Dazu öffnen wir uns den Quelltext der Email. Das heißt oftmals auch anders (z.B. Kopfzeilen oder Header), aber ich bleibe nun einmal dabei. Und dort sehen wir:
sender IP is 185.87.49.187
Was können wir damit anfangen? Wir können mal schauen, ob dieser Absender tatsächlich existiert. Und das machen wir mit zwei Befehlen. Wir rufen uns eine Kommandozeile auf (bei Windows ist es die Eingabeaufforderung) und nutzen diese beiden Befehle:
ping 185.87.49.187
Da die Adresse antwortet, können wir also mal schauen, wo denn die Adresse „wohnt“. Hierfür nehmen wir den Befehl, der uns eine Route nachverfolgen lässt:
tracert 185.87.49.187
Der Befehl versucht, die Route nachzuverfolgen. Im Erfolgsfall, liefert der etwas zurück, nämlich in meinem Fall als Endziel:
ds-015.iateam.ru [185.87.49.187]
Ich weiß nun also, dass mich eine halbwegs in gutem Deutsch verfasste, bedrohlich wirkende Email von einer mutmaßlich deutschen Email-Adresse erreichte, dann aber doch aus Russland stammt. Das kennzeichnet das „.ru“ in der letzten Ausgabe. Jetzt könnte ich noch weitermachen, denn irgendwie will man doch herausfinden, was dann dahinter steckt.
So kann man eine so genannte „WhoIs“-Abfrage machen. Und bei der habe ich herausgefunden, dass um die 30 Internetadressen zu der IP-Adresse führen. Entweder sind die dann in Kalifornien angesiedelt oder irgendwo mitten in Sibirien. Sei’s drum, es wird sich um irgendeine IP-Adressen-Verschleierungsbude handeln. Zum „IATeam“ selbst habe ich keine Informationen gefunden, die irgendwie tragfähig sind.
Ich nehme mal nicht an, dass es sich um ein Rekrutierungsbüro handelt oder sonstwas in der Art. Jedenfalls – um mal zum Ende zu kommen – ist das mal wieder alles andere als eine echte Email. Es ist Spam. Punkt. Aus. Ende. Und an der Email hängt eine ZIP-Datei. Die heißt „Henning Uhle Stellvertretender Sachbearbeiter Online24 Pay GmbH.zip“. Darin soll sich die Rechnung befinden. Vielleicht springt ja auch ein weißes Kaninchen raus. Öffnen werde ich sie jedenfalls nicht.
Und das sollten Sie ebenfalls nicht. Hier sind Betrüger unterwegs, die zu allem möglichen fähig sind. Falsche Namen, falsche Absender-Adresse, falsche Angaben, fingierte Drohungen und all das. Und irgendwie spielt Sibirien immer wieder eine Rolle. Nee, da kann niemand etwas von mir wollen. Und von Ihnen auch nicht. Hab ich Recht?