Gestern wurde der Spielplan für die Bundesliga verkündet. Und es geht um viel TV-Geld. Und ehrlich, die Bundesliga beweist Humor: Am ersten Spieltag fährt RB Leipzig zur TSG 1899 Hoffenheim. Warum ich das als Humor ansehe, werde mal kurz aufschreiben. Für manche wird das nicht ganz so lustig sein, ich empfand es so. Also schauen wir mal, wie sich das so verhält.
Die TSG 1899 Hoffenheim ist ja bekanntlich ein Fußballclub, dessen Profis vor ein paar Jahren wie die Rakete nach oben schossen. Mit viel Geld von Mäzen Dietmar Hopp wurde eine Mannschaft dem Reden nach zusammen gekauft und mit der Zeit ein großes Stadion in Sinsheim, wo Hoffenheim dazugehört, gebaut. Der Erfolgstrainer war zu der Zeit ein gewisse Ralf Rangnick, und irgendwie gehörte auch ein gewisser Marvin Compper zum Kader. Außerdem spielte ein gewisser Dominik Kaiser im Kraichgau.
Inzwischen haben alle drei die Seiten gewechselt. Während Dominik Kaiser 2012 direkt zu den „Roten Bullen“ kam, ging es für Ralf Rangnick über Schalke 04 und dem FC Red Bull Salzburg erst nach Leipzig. Und Marvin Compper nahm den Umweg über den AC Florenz. Zwar hat die damalige TSG nicht mehr allzu viel mit der heutigen zu tun. Aber eins ist mal klar: Die drei Herren kennen sich noch gut in Hoffenheim aus.
Es gibt aber noch einen weiteren Gesichtspunkt lange vor dem ersten Duell der beiden Teams. Wir sind uns ja einig darüber, dass die TSG wohl immernoch in der Kreisliga oder so spielen würde, wenn es das Investment von Dietmar Hopp nicht gäbe. Und RB Leipzig würde es ohne Red Bull nicht geben. Beide Profi-Abteilungen – die TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH und die RasenBallsport Leipzig GmbH – arbeiten hoch professionell und investorengestützt. Das ist nun einmal so, und das muss man auch nicht umschreiben.
Beide Vereine haben mit gewaltigen Anfeindungen zu tun (gehabt). Bei den Kraichgauern hat dieses ganze Getöse spürbar nachgelassen, was wohl auch an der nachhaltigen Jugendarbeit und der Etablierung in der Bundesliga, der sie seit 2008 angehören, liegt. Im zweiten Jahr in der Zweiten Bundesliga waren die Proteste gegen RB Leipzig aber auch eher nur Folklore. Gegenüber früheren Jahren haben die Anfeindungen schon nachgelassen. Und es ist abzusehen, dass sich das fortsetzen könnte, wenn sich die rotweißen Sachsen in der Bundesliga festsetzen.
Aber bis es so weit ist, redet man von einem „El Plastico“ zwischen beiden Vereinen. Beide werden als Plastikclubs angesehen. Die TSG, weil sie ein angeblicher „Dorfclub ohne echte Fankultur“ sei. RB Leipzig, weil die Spieler angeblich „Litfaßsäulen für Limonade“ sind. Beide haben damit zu kämpfen, dass die Arbeit nicht gewürdigt wird. Die Leistungszentren, die Nachwuchsarbeit, die Integrationsarbeit, Fanarbeit, Zusammenarbeit mit den Kommunen: all das zählt nicht, weil es sich um „Plastikclubs“ handeln soll. Und die haben – na klar – Plastikfans.
Aber beiden Fanlagern ist zu Teil geworden, dass sie mit Anfeindungen zu tun haben und hatten. Beide Fanlager sind bei Auswärtsspielen Spießruten gelaufen. Beide Fanlager haben alles für ihren Verein gegeben. Insofern unterscheiden sich die Fans der TSG 1899 Hoffenheim und die von RB Leipzig nicht im Geringsten von denen vom Ballspielverein Borussia 09 Dortmund. Dass in Leipzig noch nicht davon geredet werden kann, dass sich der erwachsene Fan daran erinnert, wie er mit seinem Vater als Kind zum Spiel gegangen ist, ist doch klar. Und in Sinsheim war das vielleicht ähnlich. Aber sonst haben beide Vereine eine entwickelte Fankultur.
Natürlich kann man sich auch als Kevin Großkreutz vom abgestiegenen VfB Stuttgart hinstellen und von der TSG sagen, dass sie genau so gefühlsecht wären wie Sex mit Kondom. Aber dann kann man eben auch ausgelacht werden. Und schon wurde ein richtiger Begriff für das erste Erstliga-Spiel von RB Leipzig geboren. Im Kraichgau findet dann eben einfach mal das „Durex Derby“ statt. Das ist doch auch was.
We will discuss soon thanks Kevin Großkreutz RB Leipzig – Hoffenheim only as "Durex Derby".
— RB Leipzig – English (@RBLeipzigUS) June 29, 2016